Fachbereich Rechtswissenschaften

Institut für Staats-, Verwaltungs- und Wirtschaftsrecht (ISVWR)


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Macht versus Recht - 180 Jahre Hannoverscher Verfassungskonflikt

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Parlamentsleben“ präsentierte Prof. Dr. Ipsen vergangenen Dienstag sein neues Buch „Macht versus Recht – Der Hannoversche Verfassungskonflikt 1837-1840“ im Interims-Plenarsaal des Niedersächsischen Landtags.

Die mit 250 Gästen gut besuchte Veranstaltung wandte sich dem 180. Jahrestag der Aufhebung des Staatsgrundgesetzes durch König Ernst August von Hannover und dem Protest der Göttinger Sieben gegen diese Maßnahme zu.

Nach einführenden Worten des Landtagspräsidenten Bernd Busemann beleuchtete Prof. Dr. Thomas Vogtherr, ehemals Vorsitzender der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen von der Universität Osnabrück, die Vorgeschichte des Verfassungskonflikts. Mit Ernst August sei damals in unruhigen Zeiten des Umbruchs ein erzkonservativer und reaktionärer Monarch an die Macht gelangt, der sich zum radikalen Fürsprecher der Modernisierungsverlierer gemacht habe.

Im Anschluss präsentierte der frühere Präsident des Staatsgerichtshofes, Prof. Dr. Jörn Ipsen als Ergebnis der Forschungen im Rahmen seiner Niedersachsen-Professur eine umfangreiche Analyse des Verfassungskonfliktes, die sich auf zahlreiche, bisher unveröffentlichte Dokumente aus dem Nachlass des damaligen Staats- und Kabinettsministers Georg von Schele stützt. Der Hannoversche Staatsstreich von 1837 hat wie kaum ein anderer Vorgang der deutschen Verfassungsgeschichte des 19. Jahrhunderts die Zeitgenossen bewegt und europaweite Empörung hervorgerufen. Prof. Ipsen beleuchtete in seinem Vortrag nicht allein die Ereignisse des Jahres 1837, sondern stellte dar, wie der Staatsstreich von langer Hand vorbereitet wurde. Eine Schlüsselrolle schrieb er Ernst Augusts damaligem Minister Schele zu, der schon vor der Thronbesteigung Ernst Augusts als Drahtzieher hinter den Staatsstreichplänen agierte und sich bedingungslos den Plänen des Königs verschrieben hatte, die Errungenschaften des Staatsgrundgesetzes von 1833 zu revidieren. Der Staatsstreich, der mit dem Antrittspatent des Königs Ernst August am 5. Juli 1837 begann und am 1. November desselben Jahres vollendet wurde, stelle sich beispielhaft als Gegensatz von Macht und Recht dar. So ging Prof. Ipsen auch auf den Widerstand gegen den Staatstreich ein, der nicht nur von den Göttinger Professoren rührte, sondern auch von dem ehemaligen Bürgermeister Osnabrücks, Johann Carl Bertram Stüve, und dem damaligen Magistrat der Residenzstadt Hannover, die versuchten, sich vor der Bundesversammlung mit juristischen Mitteln gegen den Staatsstreich zu wehren.

Das Fazit von Prof. Ipsen über die Ereignisse im Königreich Hannover in den Jahren 1837 bis 1841 fällt wenig schmeichelhaft aus: Nachdem Hannover mit dem Staatsgrundgesetz im Jahre 1833 in den Kreis der konstitutionellen Staaten eingetreten war, kam es schon im Jahr 1837 zu einem „Rückfall in die Despotie“.

Nach dem Vortrag von Prof. Ipsen wurde das erste Exemplar des Buches (C.H. Beck, 383 Seiten, 49 Euro) an den Präsidenten des Landtages, Bernd Busemann, übergeben.

Zeitgleich mit der Veröffentlichung des Buches sind alle Dokumente aus den Staatsarchiven Hannover und Osnabrück sowie dem Stadtarchiv Hannover, die für das Forschungsprojekt gehoben und transkribiert worden sind, unter www.macht-versus-recht.de einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden.

 Original-Pressemitteilung der Universität Osnabrück